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Nach den Erfahrungen mit meinem ersten Messerselbstbau wollte ich diesmal ein einfacheres Messer bauen; einfachere Konturen, einfacher zu bearbeitender und dünnerer Stahl, sowie günstigere Komponenten. Zusätzlich wollte ich ausloten inwiefern ich einige Arbeitsschritte effektiver gestalten kann.
Auch diesmal habe ich das ganze Projekt --- mit Außnahme des Zersägens des Pfirsichbaumes --- in meinem Arbeitszimmer vollbracht. Neben den schon im erste Artikel beschrieben Sachen, hatte ich hier noch die abgebildeten Werkzeuge zur Verfügung.
Nachdem die Kontur mittels Folienstift von Papier auf Stahl übertragen war habe ich erst einmal grob mit einer Eisensäge überflüssiges Material entfernt.
Jetzt wurde die Außenkontur mit Hilfe von Feile und Bandschleifer gar zuende geführt.
Anschließend habe ich den Griffbereich mit einigen 3mm Löchern versehen. Acht dieser Löcher sind für die Stahlstifte gedacht, die weiteren --- welche später noch auf 5mm erweitert wurden ---- dienen, neben dem Fangriemenloch, einerseits der Gewichtsersparnis (im Gegensatz zum ersten Projekt habe ich hier den Griffbereich nicht verjüngt) und andererseits werden dadurch die beiden Griffschalen später mit Kleber verbunden.
Auch wurden in diesem Schritt die Löcher für die Stifte gleich etwas angephast.
Nach knapp vier Stunden sieht das Ganze schon etwas nach einem Messer aus. Die mittleren Löcher, sowie die Fangriemenöse sind auf 5mm erweitert und angephast und der Klingenschliff ist vollbracht.
Im Gegensatz zu meinem ersten Selbstbauprojekt habe ich diesmal den Klingenschliff mit Hilfe von Bohrmaschine, -halter und den Kaindl Schleifscheiben vollbracht. Auch diesmal ist mir kein richtiger Flachschliff gelungen, sondern nur ein leicht konvexer. Allerdings war die Abtragleistung mit der Schleifscheibe um einiges höher als mit dem Bandschleifer und den nicht sonderlich gut für Stahl geeigneten Bändern.
Damit der Stahl beim schleifen nicht zu heiß wurde, was insbesondere im Bereich der Spitze furchtbar schnell passiert, habe ich die Klinge regelmäßig in Wasser gekühlt.
Jetzt war wieder etwas Handarbeit angesagt. Das Bild zeigt die Klinge vor dem Härten bis 400er Körnung überschliffen.
Habe ich bei meinem ersten Projekt noch bei jedem Körnungswechsel die Schleifrichtung geändert und penibel darauf geachtet keine querlaufenden Schleifspuren zu übersehen, habe ich dies hier nur bis zur 240er Körnung gemacht und alle feineren danach nur noch in Längsrichtung aufgebracht.
Das Messer ist vom Härten zurück und bis 600er Körnung überschliffen.
Das Härten ein ein Kollege von mir über Nacht gemacht. Eine anschließende Prüfung ergab eine Härte von 58HRC (Zielhärte war 59HRC).
Nun war es an der Zeit sich der Holzbearbeitung zuzuwenden. Als erstes habe ich die Griffschalen jeweils auf einer --- später dem Stahl zugewandten --- Seite auf dem Bandschleifer plan geschliffen. Anschließend habe ich die beiden Schalen mit Hilfe von doppelseitigem Klebeband aneinander geklebt, die Griffkonturen des Stahls auf das Holz übertragen und den Block mit der Eisensäge grob in Form gebracht.
Die Konturen habe ich nun mit dem Bandschleifer bis auf etwa 2mm an die Markierung heran verfeinert. Dann habe ich den Block wieder mit doppelseitigem Klebeband an der Klinge befestigt und die 3mm Löcher auf das Holz übertragen. Dabei ist darauf zu achten, daß die innere und äußere Fläche der an die Klinge geklebten Schale absolut parallel verlaufen um sicherzustellen, daß später die Pins einwandfrei sowohl durch den Stahl als auch durch beide Griffschalen passen. Bei mir war das leider nicht der Fall, so daß ich bei einer Griffschale einige Löcher leicht oval erweitern mußte. Die dadurch entstandenen Ritzen habe ich später durch Füllen mit, mit Holzstaub gefärbtem, Zweikomponentenkleber cachiert.
Die Griffschalen wieder von der Klinge und voneinander getrennt, habe ich die Griffschalen mit einer 50:50 Mischung aus Leinöl Firnis und Terpentinersatz eingelassen um das Holz etwas zu imprägnieren und das Ganze über Nacht ruhen lassen. Anschließend habe ich die Innenseite mit 120er Papier (auf einem Stück Glas um eine absolut gerade Oberfläche zu haben) noch einmal Überschliffen um zum einen den öligsten Teil zu entfernen, das Holz aufzurauhen und zum andern um eine einwandfreie Passung zwischen Holz und Stahl zu haben.
Dann habe ich das Stahlrundmaterial in acht Stifte geeigneter Länge zerteilt (Dremel + nylonverstärker Trennscheibe) und jeweils eine Seite davon leicht angespitzt um das einfädeln zu erleichtern. Damit der Kleber auch trotz meiner vorhergehenden imprägnierung gut in den Löchern hält habe ich diese mit einem der Stifte welchen ich in den Dremel gespannt habe bei mittlerer Drehzahl noch einmal durchfahren und damit das Öl im Loch verbrannt.
Nach dem anmischen des UHU Endfest 300 habe ich den Stahl und den vorderen Teil der Stifte mit dem Kleber bestrichen und dabei auch die 5mm Löcher mit gefüllt um so nicht nur eine Verbindung von Stahl und Holz sondern auch eine Klebeverbindung zwischen den beiden Griffschalen zu erreichen. Dann die Griffschalen darauf, die Pins durchfgeführt, festgedrückt und mit zwei Klammern fixiert und das Ganze bei 100°C in den Backofen.
Nachdem der Kleber ausgehärtet war wurden die Griffschalen mit dem Bandschleifer weiter geformt. Dabei habe ich soweit ich es mich getraut habe an den Stahl herangeschliffen und früh genug aufgehört bevor ich den Stahl zerkratze.
Mit Hilfe von in Streifen geschnittenen Schleifbänder habe ich dann den Griff gar zuende geformt und dabei zwischenzeitlich immer wieder getestet bis mir der Griff für meine Hand wie angegossen erschien. Jetzt habe ich den Griff nocheinmal mit der oben angegeben Mischung eingelassen und ihn anschließend mit Schleifpapier bis 400er Körnung nochmals überschliffen.
Die Polierscheibe mit der Aluminiumoxidpaste bestrichen und eimal über das ganze Messer (Stahl und Holz) poliert. Danach das Holz mit der Autopolitur behandelt und nocheinmal an die Politurscheibe. Um das Holz auch wirklich weitestgehend feuchtigkeitsresistent zu machen noch eine Behandlung mit dem Auto Pudding und eine Endpolitur mit einem Stück Stoff.
Kaum 9 Stunden nach dem ersten Feilenstrich war dann mein zweites selbstgebautes Messer fertig (noch nicht geschliffen allerdings).
Nicht so schön und so perfekt wie mein erstes Messer, aber bestimmt nicht weniger praxistauglich und in einem Bruchteil der Zeit und nahzu kostenfrei gefertigt.
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Martin Glinski |